Seit letztem Sommer bin ich im Vorstand von BOP&P e.V., der Berliner Organisation Psychiatrie-Erfahrener und Psychiatrie-Betroffener. Dort habe ich unter anderem die Webseite neu gestaltet, die unter bopp-ev.de zu finden ist. Ähnlichkeiten in der Struktur und ästhetischen Gestaltung mit entisolieren.de sind sicherlich erkennbar. Außerdem habe ich mich für den Aufbau einer kleinen Präsenzbibliothek in unserer Anlaufstelle in der Naumannstraße 48 engagiert. Dort haben wir jetzt eine kleine, aber – wie ich finde – feine Auswahl an Büchern. Die Genres sind weit gestreut; die Sprachen sind bisher deutsch und englisch; und ein beträchtlicher Teil sind von psychiatrie-erfahrenen Autor_innen. Am 29. Mai (Samstag) um 15 Uhr organisiere ich online eine kleine Eröffnungsveranstaltung. Dabei werde ich die Bücher überblicksartig vorstellen und anschließend kurze Auszüge aus Christine Lavants „Aufzeichnungen aus dem Irrenhaus” und Saadat Hassan Mantos „Toba Tek Singh” vorlesen, zwei meiner ganz persönlichen Lieblingstexte dieser Bibliothek.
Christine Lavant hat die „Aufzeichnungen aus dem Irrenhaus” 1946 geschrieben und behandelt darin ihren Aufenthalt in der Landes-Irrenanstalt (sic) in Klagenfurt im Jahr 1935. Als Buch erschienen die „Aufzeichnungen” erst 2001. In dem ausgewählten Text wird die Brutalität in der Anstalt beschrieben, daneben aber auch, wie die Erzählerin sich trotz widrigster Umstände einen Moment von Genuss zu eigen macht.
Saadat Hassan Mantos Kurzgeschichte „Toba Tek Singh” (in der Übersetzung aus dem Urdu ins Deutsche von E. und M. Zaidi) ist im Sammelband „Schwarze Notizen. Geschichten der Teilung” zu finden. Sie spielt in einer Anstalt für Geisteskranke (sic) in Lahore im Jahr 1949 oder 1950, wenige Jahre nach der gewaltvollen Teilung des indischen Subkontinents. Zu dieser Zeit waren die Regierungen von Indien und Pakistan übereingekommen, auch die Insassen der Anstalten entlang von religiösen Linien zwischen den Staaten auszutauschen, und „Toba Tek Singh” erzählt, wie die männlichen Insassen in einer Anstalt in Lahore auf diese Entscheidung reagieren. Im Zentrum steht ein Insasse, der seine Verbundenheit mit diesem Heimatort Toba Tek Singh auf bemerkenswerte Weise demonstriert und sich damit dem Insassenaustausch entzieht.
Alle Interessierte sind herzlich eingeladen! Die Veranstaltung ist für ungefähr eineinhalb Stunden geplant. Anmeldungen bitte per E-mail an boppev@web.de. Ein Zoom-Link für die Veranstaltung wird dann per Mail zugesandt.
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