
Ich möchte ein Buch schreiben. Es heißt French Dressing und geht um meine Erfahrungen in der Psychiatrie. Das Bedürfnis, darüber zu schreiben, gab es von Anfang an. Die Geschichten, die ich erlebte, waren einfach zu unglaublich, zu schön, zu grauenhaft, zu berührend, zu ungeahnt … Ein paar kleinere Sachen schrieb ich noch in der Psychiatrie. Ein Gedicht. Briefe. Notizen. Danach habe ich erst über ein Jahr später wieder damit angefangen – zeitgleich mit dem Absetzen der Neuroleptika, zu denen ich mich gegen Ende meiner Psychiatrie-Zeit nach langer Verweigerung doch noch überreden hatte lassen. Ich vermute, dass die Kreativität, die zum Schreiben nötig ist, erst mit der Reduzierung der Neuroleptika wieder zum Leben kam.
Eine Weile schrieb ich jeden Tag dreißig Minuten. Über ein paar Monate hinweg kam einiges zusammen. Vielleicht würde ich es irgendwann einmal veröffentlichen, vielleicht auch nicht. So war meine Devise. Zuerst schrieb ich auf Englisch, weil es mir damit leichter fiel, mir ein Publikum für meine Worte vorzustellen. Das liegt daran, dass ich meine Politisierung zu einem großen Teil in den USA und auf Englisch gemacht hatte. Die radikalen freiheits- und gerechtigkeitsorientierten Bewegungen, dank derer meine Erfahrungen Sinn ergeben – Gefängnis-Abolitionismus, Afropessimismus und andere radikalen Schwarzen Ansätze, Restorative Gerechtigkeit, Disability Justice, die Bewegung für Freiheit in Palästina (und in allem immer auch feministische und trans/queere Stränge) – habe ich vorrangig auf Englisch kennengelernt.
Irgendwann wollte ich aber einen Auszug in meiner Mad Studies Berlin Gruppe vorlesen, und dort gab es mindestens eine Person, die nicht gut Englisch konnte. Das nahm ich zum Anlass, ein Stück auf Deutsch zu schreiben, und blieb dabei. Erstens kann ich mich auf Deutsch gut ausdrücken, und zweitens finde ich es politisch sinnvoll, dass der Wirkungskreis meines Schreibens auch sprachlich nah am Ort des Geschehens bleibt. Und meine Psychiatrisierung war in Berlin und auf Deutsch.
Mittlerweise stehe ich zu meinem Plan, aus meinem Schreiben ein Buch zu machen. Wie und wann nehme ich mir dafür die nötige Zeit? Bald gehen meine Elterngeld-Monate zu Ende, und ich will stufenweise in die bezahlte Arbeit wiedereinsteigen. Nun überlege ich, wie ich meine Zeit, mein Geldverdienen, meine Arbeit, meine Kinder und alles organisiere und frage ich mich: Kann ich mit dem Buch auch Geld verdienen? Jetzt? Oder zumindest später?
Ich habe beschlossen, ein Exposé zu schreiben und mich damit bei einem Verlag vorzustellen. Wenn ich dort auf Interesse stoße und wir eine Zusammenarbeit für eine Veröffentlichung vereinbaren, stärkt mir das den Rücken, mir die nötige Zeit fürs Schreiben zu organisieren. Das ist nun also mein nächstes Ziel: ein Exposé verfassen und eine überzeugende Schreibprobe auswählen.
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