Der aktuelle Anlass ist schön über ein Jahr her, aber die Thematik ändert ihre Brisanz nicht so schnell: Es gibt eine neue psychiatrische Einrichtung in Berlin, „für junge Menschen in Krisen,“ niedrigschwellig und szenenah. Die Einrichtung nennt sich „Soulspace.“ Bei deren Eröffnungsfeier im Südblock haben wir, ein Haufen Psychiatrieerfahrener, für ein bisschen Unruhe gesorgt. Wir haben nämlich eine kleine Broschüre zusammengestellt mit unser Beurteilung der beteiligten Träger (Vivantes und AJB) und der Entstehungsgeschichte des Soulspace sowie anonymisierten Erfahrungsberichten über die Behandlung in seinen Schwestern-Einrichtungen. Diese Broschüre haben wir auf der Eröffnungsfeier verteilt. Ich lege sie allen interessierten Menschen sehr ans Herz. Hier kann sie heruntergeladen werden.
Ich sehe die Fixiergurte, die wir in unserer Gegendarstellung hinter das Logo des Soulspace plaziert haben, als Kern-Instrument der Psychiatrie. In der geschlossenen Station funktionieren die Isolationszelle und die Fesselung als Unterwerfungsrituale. Sie sind nötig, um für Ordnung zu sorgen, denn freiwillig lassen sich nur die wenigsten Menschen einsperren, entrechten und entwürdigen. Den offenen Stationen wiederum dient die geschlossene Station als Sammelort für diejenigen, die auf der offenen Station nicht in den Rahmen passen. Und die stationäre Psychiatrie allgemein ist im Hintergrund der ambulanten Einrichtungen ….
So ist es für mich nicht möglich, die „schönen“ Angebote an den Rändern der Psychiatrie, wo diese mit dem Rest der Welt in Begegnung kommt, zu sehen, ohne dabei auch an die Gewalt in ihrem Innenleben zu denken.
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