Ich hatte meine Kinder in der Kita abgegeben und saß im Bus M29 auf dem Weg zu meinem neuen Nebenjob, als ich beschloss, nachzulesen, was in Gaza aktuell passierte. Über Freund*innen und Verbündete auf Facebook hatte ich schon ein bisschen etwas mitgekriegt, an Aktuellem, und irgendwie wollte ich es auch gar nicht genauer wissen, weil ich sowieso nichts aus dem Wissen machen können würde – so fühle es sich in dem Moment an – außer meine Zähne noch fester zusammenzubeißen. Aber dann wollte oder musste ich es eben doch wissen, und ich überlegte, wo ich gute Informationen bekommen würde. Electronicintifada, beschloss ich, würde meine erste Quelle sein. Ich zögerte kurz, als ich anfing, den Namen in den Browser meines Handys zu tippen. Ob Vodafone oder der deutsche Staat oder sonstwer überwacht, wer auf Palästina-solidarische Nachrichtenseiten klickt? Ach, gut möglich, dass sie es nicht tun, und falls doch… was soll’s! Ich dachte daran, was eine Bekannte beobachtet hatte, in Neukölln, nämlich wie ein gutes Duzend Polizeiwagen nebeneinander standen und die Polizeimannschaften Leute, die „Free Palestine“ riefen, festnahmen. Was wohl aus ihnen geworden war? Der Bus fuhr in die nächste Haltestelle ein und öffnete seine Türen, und die Webseite lud, und ich zog meinen Rucksack auf meinen Schoß, damit sich auf dem Platz neben mir jemand hinsetzen konnte, und ich las.
Zur Klarstellung: Ich unterstütze seit Jahren die BDS (Boykott, Desinvestitionen, Sanktionen) Solidaritätsbewegung. Meine konkreten Beiträge in den letzten Jahren waren zugegebenermaßen klein, aber weil die Bewegung so stark diffamiert wird, halte ich es hier fest. Zum Beispiel, als ich mir vor ein paar Jahren einen Drucker zulegte, vermied ich es bewusst, ein Modell von hp zu kaufen, denn hp liefert die IT für Israels Apartheid. Pillepalle, solch klassischer Konsument*innenaktivismus, oder?? Aber wenn viele Leute mitmachen und wenn es Teil einer guten politischen Kampagne ist, kann es Macht entwickeln. Ich bedanke mich bei den palästinensischen BDS-Aktivist*innen, dass sie Menschen überall auf der Welt eingeladen und an der Hand genommen haben und uns gezeigt haben, wie wir den Kampf der Palästinenser*innen unterstützen können. Viele haben die Einladung angenommen, aber noch viele, viele mehr nicht. Seit 18 Jahren steht die Einladung!
Ich unterstütze auch die Organisation Palästina Spricht, die dafür arbeitet, dass Palästinenser*innen in Deutschland Raum haben, ihre Lebensrealitäten zum Ausdruck zu bringen, aller Einschüchterung, Kriminalisierung, Diffamierung und Auslöschung zum Trotz. Palästina Spricht ist eine feministische anti-rassistische Organisation, die anti-palästinensischen Rassismus gemeinsam mit allen anderen Formen von Rassismus bekämpft. Ich bedanke mich für die Einladung, ein solidarisches Schreiben zu schicken.
STOPPT DEN GENOZID!

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